Die Eigenartigkeiten des Menschen
- Norbert Falkner
- 3. Feb. 2020
- 4 Min. Lesezeit

Es ist zweifelsfrei eine unendlich schlimme Katastrophe, was sich da derzeit in Australien abspielt. Darüber gibt es wohl auch unter den Hardlinern keine Diskussion. Und jeder würde am liebsten diese Tiere, die so grauenvoll unter den Flammen zugrunde gehen, irgendwie retten oder dazu beitragen, das Leid zu beenden.
Ja ihr Lieben, das Leid zu beenden, das ist das richtige Stichwort. Das ganze Leid, das jetzt auf diesem Kontinent herrscht und über die Medien zu uns getragen wird, wäre eigentlich Grund genug um sich darüber Gedanken zu machen, wo wir sonst noch so überall genau das selbe Leid nur in einer etwas andern Form produzieren.
Aber was tun wir stattdessen? Wir sagen, geht uns nichts an, ist nicht unser Thema. Die Hauptsache es ist bei uns am Teller. Oder was glaubt ihr wie viel Leid entsteht, nur damit wir hier fröhlich heiter unseren Genuss von Süßem oder anderen palmfetthaltigen Produkten frönen können?
Uns ist nicht bewusst wie viele Tiere dadurch ihr Leben oder zumindest ihren Lebensraum verlieren, wodurch früher oder später auch nur wieder der Tod auf sie wartet. Und dasselbe gilt für die Massentierhaltung.
Es ist schlicht weg nicht möglich ein Kilogramm Schwein, Rind, oder auch anderes Fleisch mit Eiweiß aus heimischen Böden zum Preis von ein paar wenigen Euros zu produzieren. Und auch Milch und Milchprodukte sind zu diesem Preis, zudem sie bei uns am Markt erhältlich sind, mit Eiweißquellen aus heimischem Futter nicht herzustellen. Dazu bedarf es enormer Flächen, an denen eiweißhaltige Pflanzen angebaut werden können und somit billigstes Kraftfutter zu uns gelangt. Das im Übrigen auch noch einen ökologischen Fußabdruck hat, von dem sich sogar die Sau graust. Und es müssen leider immer und immer mehr Flächen gerodet, Wälder abgeholzt, ganze Stämme indigener Bevölkerungsschichten vertrieben und das Leben unzähliger Tiere in Kauf genommen werden.
Und das Traurige dabei ist, wenn es die Flammen sind, so wie jetzt in Australien, herrscht unendlich tiefe Betroffenheit und Trauer, doch wenn es der Mensch selbst macht, so wie es in vielen Teilen unseres Planeten Tag ein Tag aus der Fall ist und wir dadurch unsere Gelüste befriedigen, wird geschwiegen.
Ist dies nicht bedenklich?
Maß halten könnte das Zauberwort sein. So wie Paracelsus schon sagte – die Dosis macht das Gift. Es könnte so einfach sein, wenn die Gier jedes Einzelnen nicht in so hohem Maße vorhanden wäre. Und jetzt kommt bestimmt der Einwand: „Ja die Konzerne und Agrarindustrie bekommen nie genug und sind schuld am ganzen Dilemma.“ Aber so einfach die Verantwortung abgeben und den Schuldigen außerhalb von uns selbst fest zu machen wird es nicht spielen.
Wir haben es in der Hand, was wir kaufen, wie viel wir kaufen und vor allem wie viel wir bereit sind für wirklich gute Lebensmittel auszugeben. Wenn wir JA sagen zu hochwertigen, heimischen, biologischen Lebensmitteln, ist NIEMAND in der Lage dies zu verhindern. Es muss aber eben auch in unser Bewusstsein, dass bei einer natürlichen Haltung und Bewirtschaftung ein Liter Milch nicht zu einem Preis von 38 Cent zu produzieren ist. Weil mehr bekommt der Bauer nicht. Und beim Fleisch gilt dasselbe.
Für alle Vegetarier und Veganer sei gesagt - auch hier ist entscheidend wie viel wir bereit sind für natürliche biologische Lebensmittel auszugeben. Denn es darf niemand glauben, dass diese Lobby nicht auch erfinderisch ist, um dementsprechend billig alles Mögliche auf den Markt zu bringen.
Aus meiner Sicht liegt die Lösung nicht darin, dass wir aufgrund dieser Umstände jetzt alle vegan werden. (Wenn ethnische, spirituelle oder andere Gründe vorliegen ist es wieder eine eigene Geschichte.) Denn umso mehr Menschen auf diesen veganen Zug aufspringen, umso mehr wird sich die Industrie bemühen irgendwie und irgendwo billig zu produzieren, um dann neuerlich irgendwo auf unserem Planeten eine Katastrophe hervorzurufen.
Ohne jemanden auch nur ansatzweise davon überzeugen zu wollen tierisches Eiweiß zu konsumieren, möchte ich nebenbei trotzdem noch erwähnen, dass ich zutiefst der Überzeugung bin, dass große Teile der Chemie, die auf den Böden ausgebracht wurde, durch das Tier transformiert wird. Wer sich mit der Seelenebene eines Tieres schon einmal auseinander gesetzt hat, wird einen anderen Zugang haben und erkennen, dass nichts Schlechtes daran liegt tierisches Eiweiß zu essen. Schlecht ist hingegen, wie der Mensch mit dem Tier umgeht und Lebensmittel von solchen Tieren möchte ich ganz bestimmt auch nicht zu mir nehmen.
Und dann bleibt natürlich auch hier immer noch der Wahnsinn, dass Lebensmittel durch die ganze Welt gekarrt werden, um beim Endverbraucher anzukommen. Auch hier steht es ganz klar 1:0 für regionales tierisches Eiweiß, denn pflanzliches Eiweiß allein wird es in dieser Menge am heimischen Markt nicht geben, um alle satt zu machen.
Darum erachte ich es als sehr sinnvoll, gerade was die Ernährung betrifft, auf den eigenen Körper zu hören was ihm guttut und sich nicht von irgendetwas mitreißen zu lassen. Ganz egal ob vegan, vegetarisch, flexitarisch, paleo, frutarisch oder unserer üblichen Ernährung, endscheidend wird immer sein ob es DIR guttut und mit wie viel Achtsamkeit du dem Lebensmittel begegnest.
Somit vertrete ich die Ansicht, ein guter Mittelweg - regional, saisonal, biologisch, vollwertig - die Dosis zu beachten wie Paracelsus es meinte, ist ein guter Ansatz und würde einiges an Erleichterung für unser gesamtes Universum bringen.
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